Urlaub in Italien – wie plastikfrei geht das ?

Kompostierbare Plastiktüte
Kompostierbare Plastiktüte

Wir haben Urlaub gemacht. Wie schon in den vergangenen Jahren in Italien. Und wir waren sehr gespannt, wie verpackungs- und plastikfrei sich dieser Urlaub gestalten lassen würde. Konventionelle Plastiktüten dürfen dort ja nicht mehr vermarktet – also an der Kasse verkauft – werden. Stattdessen setzt man auf kompostierbare Plastiktüten aus Maisstärke. Das ist schon einmal gut, aber für uns eigentlich unwichtig, denn Einkaufstaschen haben wir genug dabei. Ebenso sind mehrere leere Glasflaschen im Gepäck, weil wir aus früheren Urlauben wissen, dass es dort leckeren Wein zu Abfüllen gibt.

Plastikverpackungen soweit das Auge reicht
Wie zu erwarten, schaut es im italienischen Supermarkt plastikmäßig genauso aus wie bei uns. In der Obst- und Gemüseabteilung muss man sich das Gemüse sogar mit einem Plastikhandschuh aussuchen. Ist aus Hygienegründen sicherlich nicht verkehrt, aber man wäscht es doch vor dem Verzehr sowieso ab? Ich entschließe mich, diesen Handschuh zumindest zu behalten und ihn mehrmals zu verwenden.

Milchflaschen und Joghurt im Glas sind Fehlanzeige. Ob nun Tetrapack oder Plastikflasche das kleinere Übel ist, kann ich auf die Schnelle nicht beurteilen. Daher entscheide ich mich rein intuitiv für das Tetrapack. Natur-Joghurt gibt es im 1-kg-Becher aus Plastik. Den kann man aber zumindest später noch wunderbar als Eimerchen zum Muscheln sammeln verwenden. Dafür stehen beim Wasser – wie erwartet – nur Plastikflaschen im Regal. Da ich dem Leitungswasser nicht traue, kaufe ich sie trotzdem ein.

Alternativen in Karton und Glas
Dafür gibt es Barilla-Nudeln im Karton. Tomatensauce und viel eingelegtes Gemüse wie Erbsen und Bohnen, das man bei uns nur in Dosen bekommt, gibt es hier zu meiner Freude auch im Glas. Am liebsten würde ich den Kofferraum damit voll laden, aber dann muss das restliche Gepäck in Italien bleiben …

Wurst von der Theke
Biologische Wurstverpackung

Statt die verpackte Wurst und Käse zu kaufen, wende ich mich an die Theke. Dort werde ich sehr freundlich bedient und freue mich zunächst, dass der Schinken auf Papier gelegt wird. Doch dann kommt die Plastikfolie drüber und alles einzeln noch einmal in eine Umverpackung. Ich muss schlucken. Als ich die Tüte dann in der Hand halte, kann ich zumindest ein bisschen aufatmen: sie ist zumindest zu 100 % pflanzlichen Ursprungs – zum Wohle der Umwelt. (Sacchetto 100% di origine vegetale. Nel rispetto dell’ambiente)

Eier zu kaufen, gestaltet sich beim großen Supermarkt Ali nicht ganz einfach. Sie sind alle in einer Plastikschale eingepackt. Lediglich die biologischen gibt es im Karton: 4 Stück für stolze 2 Euro. Ich erinnere mich jedoch, dass es beim kleinen Supermarkt um die Ecke Eier einzeln zu kaufen gibt. Für 30 Cent bekomme ich dort Eier, die ich dann in einer Papiertüte nach Hause tragen kann. Mit etwas Vorsicht ist das kein Problem.

Tante Emma würde sich freuen
Obst und Gemüse kaufe ich beim Gemüseladen, der eine gute Auswahl hat. Dort entdecke ich auch ein Verkaufsregal, das ich aus dem unverpackt-Laden in Kiel kenne. Dort gibt es Linsen, Bohnen und Nüsse unverpackt zu kaufen. Es freut mich sehr, das zu sehen. Zeigt es mir doch, dass in Italien manches sogar besser als in Deutschland gelöst ist. Es hängen sogar Papiertüten an der Seite. Ansonsten gibt es aber überall die üblichen Plastiktüten. Aber zumindest werde ich nicht komisch angeschaut, als ich mit meinem Korb voll losem Obst und Gemüse an der Kasse ankomme. Anstandslos wird alles gewogen.

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Bügelflasche für Wein vom Fass

Glücklich macht mich auch, dass ich hier Wein und Prosecco vom Fass bekomme. So kommt gleich meine Glasflasche mit Bügelverschluss zum Einsatz. Olivenöl gibt es leider nicht offen, aber Öl gibt ja sowieso in der Glasflasche. Schöner wäre es jedoch gewesen, diese auch wiederverwenden zu können.

Alles in allem bin ich ganz zufrieden mit der Ausbeute. Sogar Schokolade gab es in Papier und einen Südtiroler Apfelsaft in der Flasche. Lediglich die vielen Plastikflaschen für das Wasser stören mich. Zumal die Mülltonnen in der Ferienanlage, in denen Glas- und Plastikflaschen gesammelt werden, nach einer Woche am Überlaufen sind. Dann hoffe ich mal, dass das mit dem Recyceln wenigstens klappt. Auf alle Fälle werde ich mich künftig im Vorfeld besser informieren, wie es um die Trinkwasser-Qualität im jeweiligen Land steht.

Im Nationalpark Cinque Terre wurden Plastiklaschen sogar verboten, weil sie überall in der Natur landeten. Stattdessen können Besucher wiederverwendbare Metallflaschen kaufen, die sie kostenlos an Wasserspendern im ganzen Park auffüllen können. Wenn das mal Schule machen würde.

6 Tipps für einen plastikfreien Einkauf in Italien

  1. Flaschen mit Bügelverschluss – entweder von zu Hause mitnehmen oder vor Ort für 2 Euro kaufen. Damit kann man zumindest in Venetien regionale Weine und Prosecco abfüllen lassen.
  2. Viele Dinge, die es bei uns meist nur in Dosen abgepackt gibt, sind hier auch im Glas zu haben, wie Erbsen, Bohne etc.: Bewusst für diese Lösung entscheiden, auch wenn es mal etwas mehr kostet.
  3. Es ist bei den Gemüseständen üblich, mit einem Plastikhandschuh einzukaufen. Böse Blicke lassen sich vermeiden, wenn man selbst einen Baumwoll-Handschuh mitbringt oder den Plastikhandschuh einfach für das nächste Mal mitbringt.
  4. Das Leitungswasser in Italien lässt sich wohl in der Regel trinken. Ich habe es mal probiert, als ich in alter Gewohnheit mein Glas mit Leitungswasser füllte. Ich fand es geschmacklich nicht so berauschend. Es ist sicherlich hilfreich, es abzukochen oder zu testen. http://www.wasserqualität-trinkwasserqualität.de/wasser-qualitaet/laender/italien
  5. In vielen Regionen gibt es Obst und Gemüse auch direkt vom Erzeuger. Einfach die Augen offen halten oder nachfragen.
  6. Kleine Plastiktüten gibt es nach wie vor umsonst und ungefragt. Da muss man einfach wachsam bleiben und vehement „No“ sagen, und stattdessen die mitgebrachte Baumwolltasche verwenden.

Welche Tipps habt ihr für den plastikfreien und Müll vermeidenden Einkauf in Italien?

2 Kommentare

  1. Das sind ja echt Fortschritte in Italien ,wenn ich dagegen die Situation in Griechenland betrachte , dann hat sich dort in Sachen Plastikteduzierung so gut wie gar nichts bewegt.
    Dort liegen nach wie vor Berge von Plastiktüten an der Kasse, die reichlich Verwendung finden.
    Sogar eine einzelne Zigarettenschachtel stecken die einem noch in eine Plastiktüte.

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    1. Das ist ja Wahnsinn! Und keiner wehrt sich. Aber auch hierzulande muss man oft schnell sein, um ohne Plastiktüte den Laden zu verlassen. Aber ich muss sagen, dass ich ohne meine Stoffbeutel das Haus kaum mehr verlasse und es sich echt gut anfühlt, alles in nur einer Tasche zu haben!

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